Jelena Martinelli

Jelena Martinelli ist selbstständige Texterin bei martinellitext. Sie schreibt leidenschaftlich gerne Blogs und Publireportagen und auch sonst alles, was mit Online-Marketing zu tun hat. Sie war Kommunikationsberaterin und arbeitete in diversen Führungsrollen bei SwissRe und Swisscom. Entsprechend liebt sie heisse Diskussionen über Leadership und falsch gesetzte Kommas.


Darf ich vorstellen: Ihr neuer Assistent

«Ich mag ihn nicht besonders», sagte ich zu meiner Schwester, während ich an meinem Kaffee nippte.
«Naja, er ist… wie soll ich sagen… vielleicht ab und zu ein bisschen übereifrig», sagte sie.
«Übereifrig? Eher wie ein neunmalkluger Siebenjähriger, der viele Bücher liest, aber noch nie im Dreck gespielt hat, weil er keine Freunde hat», sagte ich.
«Du übertreibst. Möglicherweise ist er etwas zu enthusiastisch. Überschäumend vielleicht», antwortete meine Schwester und blies in die Schaumkrone ihres Cappuccinos. «Mir hat er auf alle Fälle schon ein paar Mal geholfen.»
«Mir nicht. Jedes Mal, wenn ich mit ihm zu tun habe, würde ich ihn am liebsten ohrfeigen», sagte ich.
«Wieso denn das?»
«Weil er lügt wie gedruckt und nie das tut, was ich ihm sage!», ereiferte ich mich. «Am Schluss muss ich es trotzdem immer selbst machen.»

Fragen Sie Google – nicht

Wie oft googeln Sie eigentlich Begriffe, wenn Sie einen Text schreiben, zum Beispiel eine E-Mail? Ich andauernd. Gerade eben habe ich die Suchmaschine zweimal konsultiert: Die oder das E-Mail? Googeln oder googlen? Zum Glück ist es nicht mehr wie früher, als man dicke Wälzer, Wörterbücher genannt, neben sich auf dem Pult liegen hatte und sich mühsam seine Antwort erblättern musste. Heute tippt man schnell das Wort in das Suchfenster bei Google und schon hat man die korrekte Schreibweise. Oder?

Kunden begeistern mit: Amtsdeutsch!

«Wir arbeiten daran, das Kundenerlebnis zu verbessern», erzählte mir kürzlich ein Mitarbeiter eines kantonalen Amts. Auch wenn ich mit Kundenerlebnis eher Situationen verbinde, in denen man mir Parfum aufs Handgelenk stäubt oder ich in der Food-Abteilung Häppchen degustiere – es scheint, als wollen sich die Ämter von einer Obrigkeit zum Dienstleister auf Augenhöhe wandeln. Das ist löblich.

Sagen Sie «Ja» zum «Nein»

Ich hatte es schon wieder getan. Obwohl ich wusste, dass es falsch war. Obwohl sich mein Innerstes dagegen sträubte wie eine Katze, die zum Tierarzt muss. «Es ist wirklich dringend, Frau Martinelli», sagte die Kundin am anderen Ende der Leitung. «Ich würde sonst nicht fragen. Aber für Sie als Profi ist das doch ein Klacks?» flötete sie. Um am Ende des Telefonats noch zu nuscheln: «Können Sie uns vielleicht mit dem Preis entgegenkommen? Unser Budget ist gerade knapp.»

Lange Sätze? Ja, bitte – mit der 3-Sekunden-Regel

Kurze Sätze sind besser als lange, stimmt’s? Denn nach 15 Wörtern hängen die meisten Leute ab und wer es wagt, einen Satz von mehr als 30 Wörtern zu schreiben, der ist von gestern und hat nicht verstanden, dass der moderne Mensch die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfisches hat – also höchstens ein paar Sekunden. Was nicht reicht, um einen längeren Satz zu erfassen.

Besser schreiben – mit diesem Tipp

Lesen Sie auch manchmal Texte, von denen Sie hinterher nicht genau wissen, was Sie da eigentlich gelesen haben? Walzen auch auf Sie hin und wieder diese Wörterungetüme zu, die Ihnen die Tränen in die Augen treiben, weil sie einfach keinen Sinn ergeben? Wir alle kennen sie, jene ultrakomplizierten Satzkonstruktionen, die einem den Schlaf rauben können – besonders dann, wenn sie vom Kunden oder Chef kommen und man gar keine andere Wahl hat, als sie zu lesen. Also setzen wir uns wohl oder übel hin und lösen den Text auf, Wort für Wort, wie eine mathematische Formel.

Drei todsichere Tipps für mehr Kreativität

Als Assistentin hat man es echt nicht leicht: Hier die Traktanden, die für die nächste Videokonferenz raus sollten. Dort drei Protokolle, die noch immer darauf warten, geschrieben zu werden. Dann noch der Pensioniertenapéro, der abgesagt werden muss, weil man es Corona nicht zu einfach machen will.
Und ausgerechnet jetzt, in diesem ganzen Chaos, pingt Sie auch noch der Chefchef per Skype-Messenger an – er braucht dringend eine Präsentation zu den aktuellen Quartalszahlen, denn seine eigene Assistentin hat gerade gekündigt. «Aber machen Sie bitte etwas Kreatives, etwas, das den Leuten Spass macht», sind seine letzten Worte, bevor er sich mit diesem fiesen Grinse-Smiley verabschiedet.