Fragen Sie Google – nicht

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Wie oft googeln Sie eigentlich Begriffe, wenn Sie einen Text schreiben, zum Beispiel eine E-Mail? Ich andauernd. Gerade eben habe ich die Suchmaschine zweimal konsultiert: Die oder das E-Mail? Googeln oder googlen? Zum Glück ist es nicht mehr wie früher, als man dicke Wälzer, Wörterbücher genannt, neben sich auf dem Pult liegen hatte und sich mühsam seine Antwort erblättern musste. Heute tippt man schnell das Wort in das Suchfenster bei Google und schon hat man die korrekte Schreibweise. Oder?

So einfach ist es leider nicht. Genauso, wie nicht alles wahr ist, was man im Internet liest, ist auch die erstbeste Schreibweise, auf die man stösst, nicht unbedingt die richtige. Denn welche Seite einem die Suchmaschine als erste ausspuckt, hat mit Rechtschreibung nichts zu tun – sondern mit den Kriterien des Suchalgorithmus, der die Seiten rankt. Dieser ist ein streng gehütetes Geheimnis bei Google. Trotzdem wollte es die Webmaster-Community genau wissen und hakte bei John Müller nach, der Instanz für SEO-Fragen beim Internetriesen: Sind Grammatik und Rechtschreibung wenigstens Teil des Suchalgorithmus und haben somit Einfluss auf Rankings von Seiten? Dieser antwortete wie das Orakel von Delphi kryptisch: «Wenn Nutzerinnen und Nutzer hohe Erwartungen haben, ist es gut, diese zu erfüllen.»

Also jein. Seitenbetreiber sollen sich zwar um eine korrekte Schreibe auf ihren Webseiten bemühen, weil das einer guten Nutzererfahrung zuträglich ist, User solche Seiten eher mögen und diese dadurch höher gerankt werden – müssen tun sie es aber nicht. Denn, so lässt sich John Müllers Antwort interpretieren, Rechtschreibung und Grammatik sind keine direkten Qualitätsfaktoren für Google. Eine mit Fehlern gespickte Seite wird deshalb nicht unbedingt mit einem tieferen Ranking bestraft. Es kann also sein, dass eine beliebte Seite für eine, sagen wir, Gin-Marke zuoberst in den Suchresultaten erscheint, obwohl sie die Hauptzutat für Gin als «Wachholder» statt «Wacholder» bezeichnet.

Das bedeutet für Sie und mich: Schreiben wir über Wacholder, beispielsweise weil wir den letzten Firmenapéro loben wollen, müssen wir vorsichtig sein und nicht der erstbesten Seite vertrauen, die uns Google vorschlägt.

Was aber tun, wenn wir nicht googeln dürfen? Die Antwort lautet nach wie vor: Schlagen Sie in einen dicken Wälzer namens Wörterbuch nach, zum Beispiel im Duden. Zum Glück muss man diesen heutzutage nicht mehr in physischer Form auf dem Pult liegen haben, sondern kann ihn online abrufen. Googlen Sie ihn doch einfach mal.

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