9 Tipps für den Umgang mit Prof. Dr. Oberschlau

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Man trifft sie überall, niemand arbeitet gerne mit ihnen zusammen, und mit der Zeit bringen sie jeden auf die Palme: Besserwisser. Kein Thema, in dem sie sich nicht hervorragend auszukennen glauben. Kaum etwas bleibt unkommentiert. Keine Meinung, der sie nicht ihren Senf hinzugeben. Sicher hat jeder ein Quäntchen Besserwisser-DNA in den Genen – die meisten in gesunden homöopathischen Einheiten, manche jedoch leider derart überdosiert, dass es nur noch nervt.

Wissen mit anderen zu teilen ist grundsätzlich gut und wünschenswert. Aber dem Besserwisser geht es nicht ums Teilen oder um die Sache selbst, sondern um die eigene Darstellung. Da werden dann gerne die Beiträge der anderen nur genutzt, um die eigenen Gedanken zu präsentieren. Das stoppt jedes Gespräch, denn seine besserwisserischen Einwürfe sind nicht auf einen Dialog angelegt.

Die Frage ist zudem, wie das Wissen vermittelt wird – kommt es ungefragt oder sogar überheblich? Tatsächlich verfügen viele Besserwisser über einen grossen Wissensschatz. Die nervige Besserwisserei beginnt in dem Moment, wenn der Wissensvorsprung falsch eingesetzt wird. Bekommen wir eine besserwisserische Erklärung, vielleicht sogar einen «Bestwisser-Monolog», fühlen wir uns oft angegriffen oder gedemütigt, auf jeden Fall genervt. «Hält der mich für dumm?» oder «Was denkt die sich eigentlich?» sind Gedanken, die uns innerlich eskalieren lassen. Die negative Spannung in der (auch nonverbalen) Kommunikation führt oft zu Gegenangriffen oder Fluchtversuchen. Beides ist aber niemals zielführend. Wie geht man also am besten mit Besserwisserei um?

Neun Tipps für einen souveränen Umgang mit Besserwissern

  1. Bloss nicht persönlich nehmen! Dem Besserwisser fehlt leider ein alternatives Handlungsrepertoire, um sein Bedürfnis nach Wertschätzung zu befriedigen. Sich bewusst zu machen, dass die Besserwisserei für den anderen der einzige ihm bekannte Weg ist, um Anerkennung zu bekommen, hilft oftmals, Abstand zur aufsteigenden Empörung zu bekommen. Diese Distanz gibt Ihnen die Möglichkeit, besonnener zu reagieren. Denken Sie daran, dass die Besserwisserei des anderen nichts mit Ihnen, Ihrem Wissen und Ihrer Erfahrung zu tun hat. Es ist nur sein Verhalten.
  2. Ignorieren Sie die Kommentare. Bieten Sie dem Besserwisser weder eine Angriffsfläche noch eine Plattform, um sich aufzuspielen. So schwer es sein mag, ignorieren Sie die Einwände, und liefern Sie keinen Anlass zu weiteren Diskussion. Um ruhig zu bleiben und Zeit zu gewinnen, können Sie sich vornehmen, ab sofort eine Strichliste zu führen: „Wenn der Besserwisser mit einem Kommentar stört, dann mache ich erst mal einen Strich auf meiner Liste und fahre dann ungerührt fort.“
  3. (Dauer)nörgelnde Besserwisser: Geht man davon aus, dass für den Nörgelnden sein Gemeckere etwas Positives ist, da er überzeugt ist, damit gewissermassen die Welt zu retten, dann kann man die Nörgelei getrost nicht mehr persönlich nehmen. Einfach mit einem «Aha» zur Kenntnis nehmen und dann mit dem Tagesgeschäft fortfahren.
  4. Freundlich-bestimmt sein. Beschreiben Sie dem Besserwisser ganz nüchtern und sachlich, was Sie an ihm beobachten und welche Wirkung sein Verhalten auf Sie hat. Wenn dieser dann versucht, sich zu rechtfertigen, dass er es ja nur gut meint und doch Recht hat, dann lassen Sie sich nicht auf diese Diskussion ein. Bleiben Sie beim Thema seines Verhaltens. Erklären Sie ihm, dass Sie zwar an einem Austausch interessiert sind, aber in Zukunft von seiner Art der „Unterstützung“ absehen möchten.
  5. Eine weitere Möglichkeit ist es, den Spiess umzudrehen und zu fragen, wie er sich fühlen würde, wenn jemand ihn ständig korrigieren und verbessern würde. In der Hoffnung auf Selbstreflexion kann das vielleicht eine Verhaltensänderung bewirken.
  6. Fordern Sie sein Wissen heraus. Auch ein Besserwisser kommt einmal an Grenzen. Ohne hämisch oder gemein zu sein, können Sie die Aussagen des Besserwissers bis ins kleinste Detail hinterfragen: woher er die Information hat, ob er noch ein paar Beispiele hat, wie denn der Ausblick ausschauen könnte? Kurzum, fühlen Sie dem selbst ernannten Experten auf den Zahn.
  7. Gute Vorbereitung. Besserwisser erwischen ihr Gegenüber oft in einem Moment der Unsicherheit. Oftmals überrumpeln sie ihren Gesprächspartner derart, dass er keinen fachlich-schlüssigen Einwand vorbringen kann. Deswegen ist eine gute Vorbereitung wichtig. Je detaillierter Sie sich auskennen und je mehr Fakten Sie kennen, desto eher behalten Sie in einer Diskussion die Oberhand. Je nach Relevanz des Gesprächs oder des Meetings ist es von Vorteil, wenn Sie sich die Situation mit allen möglichen Facetten vor Ihrem inneren Auge vorstellen. So merken Sie, wo Sie mögliche Wissenslücken haben, oder können sich in Schlagfertigkeit üben, indem Sie sich ein paar entkräftende Gegeneinwände überlegen.
  8. Klar die eigene Rolle wahrnehmen: Sofern Sie ein Meeting moderieren, können Sie ihm als Letzten das Wort erteilen – wenn alle sich ohne Unterbrechung geäussert haben. Stellt er dann nur seine Ideen vor, ohne auf die anderen Beiträge einzugehen, können Sie nachhaken, inwieweit diese Vorschläge mit denen der Vorredner konform gehen.
  9. Nehmen Sie es mit Humor. Frei nach Sokrates «Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen, und der Dumme weiss alles besser» können Sie dem Besserwisser für seinen Einwand danken und dann ohne darauf einzugehen weitermachen. Lassen Sie sich nicht Ihre gute Laune verderben oder sich vom Dauergenörgel runterziehen.

Besser nicht! Auch wenn die Verführung gross ist, lassen Sie den anderen nicht auflaufen – auch wenn Sie etwas besser wissen, vielleicht sogar Experte sind. Das wird ihn nur kränken. Der kurze Moment der Befriedigung weicht schnell der Erkenntnis, dass die Situation danach noch verfahrener ist.

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