Fehlt da was?

Man hört und liest es oft genug, wie wichtig Mitarbeitende für ein Unternehmen sind: auf der eigenen Website, im Jahresbericht, in Medienmitteilungen, Broschüren usw. Obwohl sich diese externe Kommunikation nicht oder nur indirekt an die Mitarbeitenden richtet, wird es dennoch viele freuen zu erfahren, was das Unternehmen von ihnen hält. Oft bestätigt sich darin ohnehin das gute Arbeitsklima, das gelegentliche Chef-Lob ans Team, die freundliche Weisung an die «lieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter», die jährlichen Firmenanlässe und einiges mehr. Fehlt da was?

Persönliche Anerkennung prägt

Im HR-Bereich kennt man die Antwort darauf nur zu gut. Denn geteilte Anerkennung verbindet, doch persönliche Anerkennung prägt. Und was könnte persönlich prägender sein, als die Aufmerksamkeit zum Geburtstag, Lehr- oder Diplomabschluss, zur Heirat oder Elternschaft, zum Dienstjubiläum, zur Beförderung, aber auch das Mitgefühl bei persönlichen Schicksalsschlägen? Es gibt nicht viel mehr Gelegenheiten, um einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter die persönlich so wichtige Anerkennung, Aufmerksamkeit oder den Respekt entgegenzubringen. Und gerade weil solche Gelegenheiten so rar sind, sollten sie nicht mit Floskeln oder lieblosen Worten vergeudet werden – auch solche Botschaften prägen.

Die Krux mit der Formulierung

Die moderne Korrespondenzsprache bietet viele Freiheiten, die sich auch für die innerbetriebliche Kommunikation nutzen lassen. Da fragt man sich schon, weshalb «Alles Gute zum Geburtstag» häufig noch immer für das Höchste an Empathie steht, das Unternehmen aufbieten können. Die Lebensläufe von Menschen sind so verschieden und enthalten immer etwas, was sich mühelos in eine persönliche Botschaft einbauen lässt. Und falls das Personaldossier nichts dergleichen enthält, gibt es auch Vorgesetzte, Kolleginnen und Kollegen, die eine passende Pointe liefern könnten.

Beispiel Geburtstag:

Ein vollendetes Dezennium ist auch persönlich immer ein besonderer Meilenstein, ob es das zwanzigste Lebensalter kurz nach der Lehrzeit oder das sechzigste kurz vor der Pensionierung ist. Davon abgesehen hat jeder Monat seine eigene Geschichte, fällt mit einer Jahreszeit, einem Sternzeichen usw. zusammen. Das Geburtsdatum oder Teile davon können mit einem passenden Ereignis zusammentreffen, sei Sport, in der Gesellschaft, im Unternehmen usw. Und sollte sich tatsächlich einmal nichts Passendes finden lassen, lassen sich Geburtstage immer noch mit einem Zitat, Lob oder Dank zu einer ansprechenden und persönlichen Botschaft ausbauen.

Beispiel Lehr-/Diplomabschluss:

Eine hohe Punktzahl oder eine besonders gute Abschlussnote will eigentlich immer erwähnt werden, genauso ein berufsbegleitender Effort oder andere erschwerenden Umstände, welche die Leistung umso mehr betonen. Wurde ein geschützter Titel erlangt, dann darf und soll er aus besonderem Anlass durchaus vollständig, ungekürzt und natürlich auch korrekt ausgeschrieben werden.

Beispiel Heirat und Elternschaft:

Gerade weil es nicht unbedingt verlangt wird, imponiert es umso mehr, wenn das Hochzeitsdatum und der Name des Partners bzw. der Partnerin genannt wird. Das um die Uhrzeit erweiterte Geburtsdatum, auf jeden Fall aber der Vorname der Tochter bzw. des Sohnes oder der Zwillinge ist schlicht ein Muss. Nichts verkehrt eine Gratulation mehr in ihr Gegenteil, als die namenlose Nennung jener, um die sich für die Mitarbeiterin oder den Mitarbeiter praktisch alles Künftige drehen wird.

Beispiel Dienstjubiläum und Beförderung:

Was gelegentlich als «nostalgisch» abgetan wird, ist für langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schlicht Teil ihrer persönlichen Geschichte. Vor allem wenn man selbst nicht auf 10, 20 oder gar 30 Jahre Firmengeschichte zurückblicken kann: die passende und darum auch ansprechende Anekdote findet sich in der Zeit. Auch Beförderungen ergeben sich für gewöhnlich aus der Zeit heraus – den bisherigen Weg kurz Revue passieren lassen, den aktuellen Meilenstein hervorheben und ein Wort zur verheissungsvollen Zukunft dürfte den Kern der persönlichen Situation trefflich widerspiegeln.

Beispiel Schicksalsschläge:

Die vielen Details einer Gratulation unterstreichen den Grund zur Freude. Das gilt nicht für solche Details, die den Grund für das Mitgefühl oder die Trauer betreffen. Es sind einschneidende Ereignisse für die Betroffenen, die nicht vieler Worte bedürfen, aber nicht wortlos bleiben dürfen.

Wer die betriebliche Kommunikation aufwerten, glaubwürdiger und wirkungsvoller machen will, muss auch hinter die Belegschaft, Abteilung, Gruppe oder das Team blicken. Denn Organisationseinheiten setzen sich letztlich aus individuellen Menschen zusammen, die auch als solche wahrgenommen werden möchten. Wie die Beispiele oben zeigen, hat die standardisierte Mustervorlage ausgedient. Denn nichts ist einer Anerkennung, Gratulation oder einem Lob abträglicher als die unverkennbare Konserve, aus welcher der Text stammt.

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