Die meisten von uns verbringen heute mehr Qualitäts-Zeit mit unseren Arbeitskollegen und Vorgesetzten als mit unserer Familie, unseren Freunden und Liebsten. Da sollte die Arbeitszeit doch eine Zeit sein, in welcher wir Freude und Befriedigung finden, die uns stärkt und entwickelt, anstatt dass sie uns ausbrennt. Und es sollte eine Zeit sein, die für uns persönlich sinnstiftend ist.
Das macht auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht Sinn. Denn gesunde, zufriedene und motivierte Mitarbeiter leisten mehr und haben eine stärkere Bindung zum Unternehmen. Sie stehen auch in schwierigen Zeiten ein, wenn es die Umstände erfordern. Die Fluktuation und Rekrutierungskosten sinken und bei positiven, intrinsisch motivierten Mitarbeitenden, bei welchen die Leidenschaft auf das Unternehmensziel hin ausgerichtet ist, können die wichtigsten Unternehmensressourcen «Human Capital» und «Innovation» gedeihen. Innovation zählt heute nicht umsonst zu den «Key Competitive Advantages», um im Wettbewerb die Nase vorn zu haben. Eine solche «Win-win»-Situation – Mitarbeitende und Unternehmen glücklich – stellt eine gute Ausgangslage für Wachstum und Entwicklung dar. Umfragen zum Thema Arbeitszufriedenheit von Mitarbeitern zeigen jedoch eine andere Realität.
Das Eco-Wirtschaftsmagazin des Schweizer Fernsehens vom 25. April 2016 zum Thema Arbeitszufriedenheit berichtete nach einer eigenen Umfrage dazu, wie häufig mangelnde Wertschätzung seitens der Vorgesetzten als Grund für Unzufriedenheit von den Arbeitnehmern aufgeführt wird. «Was fehlt ist Achtung, Respekt und Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern, die Ihre Zeit und Energie einem Betrieb zur Verfügung stellen».
Zudem berichtete Eco über eine Studie von Ernst & Young über Arbeitszufriedenheit, welche zum Schluss kam, dass für die Zufriedenheit bei der Arbeit ein hoher Lohn nicht so wichtig ist, wichtiger sind es, eine spannende Tätigkeit zu haben und ein gutes Verhältnis zu den Kollegen, also der menschliche Aspekt.
In derselben Sendung wurde auch Theo Wehner, em. Professor für Arbeitspsychologie an der ETH Zürich interviewt, welcher über 100‘000 Datensätze ausgewertet hatte und zum Schluss kam, dass das Thema Wertschätzung und Anerkennung branchenübergreifend bei Firmen am schlechtesten bewertet wird. Ein Grund dafür sieht er in der Distanz zwischen Mitarbeiter und Vorgesetzten. Zur Verbesserung der Arbeitszufriedenheit sagt er, dass ein Job Sinn machen muss, er muss nicht einmal Spass machen.
Aber sind wir ehrlich, wir wollen Sinn und Zufriedenheit! Eine klare Einschätzung unserer Bedürfnisse und die der anderen, sind wichtige Grundvoraussetzungen dafür. Es braucht eine achtsame, wertschätzende Grundhaltung und ein gutes Stress- und Selbstmanagement. Ein achtsamer und wertschätzender Umgang am Arbeitsplatz kann beispielsweise den Teamgeist, die Motivation und Mitarbeiterbindung erheblich verbessern und Stress reduzieren.
Ein Weg, mangelnder Wertschätzung entgegenzutreten, wäre beispielsweise, sich einmal bewusst zu vergegenwärtigen, was man an seinen Arbeitskollegen, Vorgesetzten, Mitarbeitenden schätzt und wofür man ihnen dankbar ist – selbst oder gerade auch bei Personen, die uns nicht so sympathisch sind – und diese Wertschätzung zu einem passenden Zeitpunkt zum Ausdruck zu bringen. Wir nehmen so bewusst eine positive innere Haltung ein, die auch uns stärkt. Zudem sinkt unser Stressempfinden, denn wir alle haben ein Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung.
Probieren Sie es doch mal aus und beginnen Sie damit, Wertschätzung zu schenken und beobachten, wie sich die Kommunikation und die Zusammenarbeit verändert. Wenn alle Wertschätzung von anderen erwarten und niemand bereit ist diese zu geben, dann ändert sich nichts. Machen Sie den ersten Schritt und beobachten Sie, wie sich dabei auch Ihre Zufriedenheit und die Zusammenarbeit verändern, indem Sie Wertschätzung schenken. Wenn man bedenkt, Wertschätzung und Respekt zu geben kostet kein Geld und hat das Potenzial, so viel Positives zu bewirken für andere und für einen selbst! Wann drücken Sie das nächste Mal Ihre Wertschätzung für Ihre Mitarbeitenden, Vorgesetzte und Arbeitskollegen aus?