Sitzen Sie manchmal vor einer E-Mail und fragen sich: Sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Sehr geehrte Mitarbeitende? Sehr geehrte Mitarbeiter*innen?
Anfang dieses Jahres hat der «Verein Deutsche Sprache» dazu aufgerufen, Schluss zu machen mit der geschlechtergerechten Sprache oder dem «Gender-Unfug», wie sie es nennen. Derartige Eingriffe führten zu lächerlichen Sprachgebilden, seien nicht konsequent umzusetzen und kein Beitrag zur Besserstellung der Frau.
Ich gebe dem Verein recht: Möchten wir wirklich von Menschen und Menschinnen sprechen? Oder von Bürger- und Bürgerinnenmeister*innen? Nur das wäre konsequent. Aber auch irgendwie lächerlich.
Das Anliegen von uns Frauen, in der Sprache nicht nur mitgemeint, sondern sichtbar gemacht zu werden, ist berechtigt. Ich möchte gerne als Bürgerin explizit genannt werden, und nicht im Wort «Bürger» nur mitgemeint sein. Doch wenn man die Sprache bis zur Unkenntlichkeit verbiegt, ist das kontraproduktiv; keiner und keine nimmt das mehr ernst. Diese Feministinnen übertreiben mal wieder, hiesse es dann – und es wäre kein grosser Gedankensprung zu finden, dass wir es auch mit der Forderung nach politischer, sozialer und finanzieller Gleichstellung übertreiben.
Deshalb mein Rat an Sie: Achten Sie darauf, in Ihrer Korrespondenz Männer und Frauen gleich zu behandeln. Aber gehen Sie es entspannt an – die Dosis macht das Gift.
Hier sind 5 Tipps, wie Sie verständlich «gendern»:
- Mischen Sie Paarformen (Mitarbeiter und Mitarbeiterin) mit geschlechtsneutralen (Mitarbeitende, Studierende) und geschlechtsabstrakten Begriffen (Führungskraft, Hilfskraft, Fachperson). Das lockert den Text auf und wirkt nicht so schwerfällig, wie wenn Sie nur die Paarform benutzen würden.
- Bei Stellenausschreibungen sollten Sie von geschlechtsabstrakten Ausdrücken aber absehen: Da suchen Sie besser explizit nach einer Teamleiterin und einem Teamleiter und nicht nach einer Führungsperson.
- Verwenden Sie Adjektive: Anstatt «Arztzeugnis» können Sie gut «ärztliches Zeugnis» schreiben.
- Sprechen Sie die Leute direkt an. Nicht: «Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen beim Verlassen der Kantine die Tische abräumen», sondern: «Wenn Sie die Kantine verlassen, räumen Sie bitte den Tisch ab».
- Durchbrechen Sie Rollenklischees: Die Direktorin und ihr Assistent, die Ärztin und der Krankenpfleger. Aber überlegen Sie, wie weit das mit Ihrer Realität zu tun hat. Wenn bei Ihnen in Gottes Namen nun mal alle Führungskräfte Männer sind, dann schiesst es am Ziel vorbei, von Chefinnen zu sprechen.
Übrigens: Geschlechtergerecht ist ein Text nicht, nur weil jemand im Disclaimer schreibt, die männlichen Formen würden sich auch auf Frauen beziehen. Da braucht es schon ein bisschen mehr.
Und das Gendersternchen, fragen Sie? Kann man machen. Ich persönlich fühle mich dabei allerdings immer wie ein Anhängsel.