Resilienz? Wie geht das überhaupt?

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Und schon wieder so ein Fremdwort! Nach Burnout ist jetzt die so genannte Resilienz in aller Munde. So wird die psychische Widerstandskraft bezeichnet. Im Zentrum steht die Frage, wie es möglich ist, dass ein Mensch trotz eines schweren Schicksals seine psychische Gesundheit, seine Lebensfreude und seinen Optimismus bewahren kann, während ein anderer an seinem Schicksal zerbricht.

Für die Forschung ist das höchst interessant. Schliesslich könnte sich hinter dieser Antwort die Anleitung für ein erfolgreiches, glückliches und gesundes Leben verbergen. Sogar Firmen sind schon auf den Zug aufgesprungen und bieten im Rahmen ihrer betrieblichen Gesundheitsförderung sogar Resilienztrainings für ihre Mitarbeitenden an.

Es lassen sich mehrere Resilienzfaktoren aufzählen, welche dazu beitragen, dass ein Mensch stärker wird und er seine Resilienz verbessern kann. Es wird empfohlen optimistisch zu sein, Achtsamkeit und Akzeptanz walten zu lassen, positive Emotionen und eine positive Selbstwahrnehmung zu kultivieren, an seiner Empathiefähigkeit zu arbeiten, lösungsorientiert zu sein und gute Beziehungen zu pflegen, denn diese sind gewissermassen das Immunsystem unserer Psyche. Zudem werden Fachbegriffe aus der Psychologie und Therapie wie Selbstwirksamkeit, interne Kontrollüberzeugung, Emotionsregulation, Impulskontrolle und eine gute Selbststeuerung genannt, welche wichtig für unsere Resilienz sind.

Nun, das hört sich ja alles toll an. Akzeptanz, optimistisch sein und gute Gefühle hegen, aber wie mach ich das denn wirklich, wenn ich in einer Situation bin und mir die Galle hochkommt, wenn ich traurig bin und ich ein Stimmungstief habe? Hoch komplexe Konzepte helfen uns in stressigen Momenten nicht weiter, gerade weil wir unter Stress nur noch eingeschränkt denken können. Bewältigungsstrategien für schwierige Situationen müssen also einfach gestaltet und eingeübt sein, damit sie gerade, wenn wir sie brauchen auch abrufbar sind. Denn nur dann bringen sie uns auch konkret etwas.

Welche Massnahmen und Trainings eignen sich denn zur Erhöhung der eigenen Resilienz und zur Verbesserung der Gesundheit und Lebenszufriedenheit?

Das amerikanische Militär setzt beispielsweise auf Trainings, welche den Optimismus und die Achtsamkeit erhöhen. Auch in der Therapie und in Coachings arbeitet man daran, die eigenen Ressourcen zu stärken und Stress abzubauen. Dies geschieht konkret in Form von Achtsamkeits- und Entspannungstrainings und mit Übungen, welche Ihnen helfen, eine Situation neu zu bewerten.

Bei einem Entspannungstraining lernen Sie beispielsweise, Ihren Körper in einen Tiefenentspannungszustand zu versetzen und ihn auf Entspannung zu konditionieren. Dies hat zur Folge, dass Sie aus einer entspannten Haltung heraus eine Situation gelassener bewerten. Auch Ihre Gefühle schlagen nicht so hohe Wellen, sind ruhiger, zufriedener und positiver gefärbt und Ihre Konzentration verbessert sich.

Mithilfe der Achtsamkeit lernen Sie, bewusst innerlich auf Distanz zu gehen, indem Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment richten, weg von Vergangenheits- und Zukunftsgrübeleien. Dies beruhigt das Kopfkarussell – Ihr Denken kommt zur Ruhe. Aus der Zuschauerperspektive fällt es Ihnen ausserdem leichter mit Schwierigkeiten umzugehen, als wenn Sie mitten im Drama stehen.

Diese Formen der Stressreduktion stärken somit Ihre psychische und physische Gesundheit. Mit regelmässigem Training lässt Sie die neu erworbene entspannte und achtsame Haltung besser für sich sorgen, Sie fühlen sich gestärkt und positive Horizonte eröffnen sich. Nach einer gewissen Zeit werden Sie merken, wie Dinge, welche Sie früher noch auf die Palme gebracht haben, nun einfach an Ihnen abperlen und Sie Ihren positiven Geist bewahren können. Dann wissen Sie, dass Sie – wie man so schön sagt – resilienter geworden sind.

Und letztlich schult einen das Leben. Viktor Frankl betont, dass gerade negative Situationen zu innerer Reifung und grösserer innerer Freiheit führen, durch den Prozess des Akzeptierens und indem man bisherige Vorstellungen eigener Werte und Ziele in einem neuen Licht sieht, sie also neu bewertet.

Eine einfache Übung, mit welcher Sie gleich sofort beginnen können ist beispielsweise ein «Freude-Dankbarkeits-Erfolgstagebuch» zu führen. Schreiben Sie am Ende des Tages, vor dem Zubettgehen alle Dinge – und seien sie noch so klein – auf, die positiv waren, welche Ihnen heute Freude bereitet haben, welche Sie erfolgreich meisterten und wofür Sie dankbar sind. Diese Übung erhöht nicht nur Ihre Achtsamkeit tagsüber, sich auf das Positive zu fokussieren, sondern sie stärkt auch Ihren Optimismus. Beobachten Sie die kommenden Tage, was diese Neuausrichtung Ihrer Aufmerksamkeit mit Ihnen macht. Wie geht es Ihnen dabei? Wie fühlen Sie sich? Was hat sich verändert?

 

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