Wenn Journalisten einen Artikel schreiben, stellen sie die folgenden Fragen – die sogenannten 7W:
- Wer?
- Was?
- Wann?
- Wo?
- Warum?
- Wie?
- Woher?
Diese sieben Fragen sind eine Art Spickzettel und helfen, nichts zu vergessen, wenn man einen soliden Bericht schreiben will. Dabei muss es sich nicht einmal um Undercover-Ermittlungen im Sinne von Investigativ-Journalismus à la Watergate handeln. Die 7W stellen Reporter auch dann, wenn sie einen Bericht über eine Kochkunstausstellung in Hilterfingen schreiben oder über die GV des Küngelzüchtervereins von Unteroberhaslifeldikon.
Wie die 7W funktionieren? Lassen Sie es uns anhand eines (fiktiven) Beispiels durchspielen.
In besagtem Unteroberhaslifeldikon hat jemand eine Stalltüre offengelassen und die darin befindlichen Hasen sind über alle sieben Berge davongehoppelt. Als Lokalreporterin schreiben Sie einen Bericht darüber. Dafür interviewen Sie den Präsidenten des Küngelzüchtervereins, der sichtlich erschüttert ist über das Ereignis – Sie hingegen halten ihm unerschüttert Ihr Aufnahmegerät unter die Nase und fragen:
- Wer ist betroffen? (der Züchter Edi Baumgartner) Wer ist beteiligt? (vermutlich radikale Tierschützer)
- Was ist passiert? (jemand hat die Küngel aus den Käfigen gelassen) Was ist das Thema? (Hasenhaltung in Zuchtbetrieben, radikale Tierschützer)
- Wann ist es passiert? Zu welcher Zeit oder in welchem Zeitraum? (in der Nacht von gestern auf heute)
- Wo ist es passiert? An welchem Ort? (Unteroberhaslifeldikon, Stall vom Baumgartner)
- Warum ist es passiert? Was sind die Gründe oder Ursachen? (der Vereinspräsident vermutet, dass es jemand auf den Baumgartner abgesehen hat)
- Wie ist es passiert? Auf welche Weise oder unter welchen Umständen? (die Stalltür wurde aufgebrochen)
- Woher stammt die Information? Was ist die Quelle? (1. Vereinspräsident 2. Edi Baumgartner, wobei Sie den Baumgartner nicht für eine Stellungnahme erreichen konnten, da er noch immer seinen Hasen nachjagt)
Auf Ihren eigenen Job übertragen heisst das, dass Sie auch Memos, Berichte oder E-Mails nach dieser Methode recherchieren und verfassen können. Zum Beispiel wenn Sie:
- im Auftrag Ihres Managing Directors eine Kommunikation über die bevorstehende Reorg verfassen sollen,
- ein Memo zur Einführung einer neuen Unternehmensrichtlinie schreiben müssen, z. B. dass endgültig Schluss ist mit Homeoffice,
- oder – Gott bewahre, aber es kommt vor – einen Krisenvorfall dokumentieren sollen, etwa einen Hackerangriff.
Bevor Sie sich die Nägel wundkauen, weil Sie je nach Situation sowieso schon unter Druck stehen, und fünfmal beim Managing Director nachfragen, was er im Mail drinhaben will, können Sie nun ganz souverän den Spiess umdrehen: Sie beraten Ihren Chef, was in eine klare, präzise und vollständige – sprich: professionelle – Kommunikation hineingehört.
Im Falle der neuen Schluss-mit-Homeoffice-Regelung könnte das in etwa so aussehen:
- Wer? – Wer ist von der neuen Homeoffice-Regelung betroffen? Wer muss informiert werden?
- Was? – Was beinhaltet die neue Regelung? Was ändert sich konkret?
- Wann? – Wann tritt die Regelung in Kraft, nach der alle wieder fünf Tage die Woche im Büro sein müssen? Gibt es (Gnaden-)Fristen?
- Wo? – Wo gilt die neue Regelung? An welchem Standort oder in welcher Abteilung? Müssen die Genfer Mitarbeitenden nun auch nach Zürich pendeln?
- Warum? – Warum wird diese Regelung eingeführt? Was sind die Ziele oder Vorteile?
- Wie? – Wie wird die Regelung umgesetzt? Gibt es besondere Vorgehensweisen oder Prozesse?
- Welche Quelle? – Welche offiziellen Dokumente oder Vorgaben müssen berücksichtigt werden? Wo können Mitarbeiter weitere Informationen finden?
Das wär’s auch schon. So geht in der Hitze des Gefechts nichts Wichtiges vergessen und Sie glänzen dank der 7W, weil Sie kommunikativ souverän durch den Prozess führen.