Sicherlich kennen auch Sie Menschen, die Sie als schwierig empfinden? Manche denken nur an sich, andere hinterfragen alles, wiederum andere reagieren mimosenhaft – kurz: anstrengende Zeitgenossen. Oftmals werden Begegnungen mit ihnen zu kommunikativen Hürdenläufen. Hinterher fühlen wir uns ausgelaugt, verärgert oder irritiert und fragen uns, was ist denn hier gerade abgelaufen? Diese Menschen zu meiden, ist nicht immer möglich. Mit ihnen klarzukommen schon. Nur wie schafft man das und zwar so, dass man kraftvoll und bei sich bleibt?
Wahrnehmen und analysieren, damit ein Plan reifen kann
Trifft man mit einem Plagegeist zusammen, empfehle ich, diese Begegnung zu analysieren – egal, wie Sie reagiert haben, also verärgert/wütend oder sprachlos/gelähmt. Kommen Sie dabei nicht ins übermässige Grübeln, und verharren Sie nicht in der Situation. Das Geschehene ist passiert.
Wenn Sie den Quälgeist als Herausforderung sehen, an der Sie persönlich wachsen können, und den Konflikt wie ein Schachspiel angehen, sind Sie schon auf der Zielgeraden! Wie wird der andere reagieren, wenn ich folgenden Zug mache?
Selbst das Verhalten von irrationalen und schwierigen Menschen ist bis zu einem gewissen Grad vorhersehbar, wenn Sie ein bisschen über sie wissen. Schon die alten Stoiker gaben bei schwierigen Personen den Rat, dass man sich nur auf das konzentrieren sollte, was man selbst ändern kann, und das ist unser persönlicher Umgang mit den Plagegeistern!
Zehn Tipps, wie man mit schwierigen Menschen umgehen kann
- Bloss nicht persönlich nehmen. Wirft Ihnen Ihr Gegenüber verbal einen Schuh an den Kopf, dann ziehen Sie den bloss nicht an! Sicher ist es schwer, bei einer persönlichen Attacke nicht zum Gegenangriff anzusetzen. Aber das verschärft die Situation, und am Ende fühlen Sie sich doppelt schlecht, weil Sie Dinge gesagt haben, die Ihnen nun leidtun. Bleiben Sie ruhig. Damit kontrollieren Sie nicht nur sich selbst, sondern auch die Situation.
- Kennen Sie Ihre Prioritäten. Wenn wir wissen, was wir wollen, ist es leichter, Position zu beziehen. Mit gutem Selbstmanagement und ohne aufbrausende Emotionen bleiben wir bei uns. Das stärkt unsere Selbstwirksamkeit und unser Selbstbewusstsein. Wenn wir uns unserer eigenen Stärken und Grenzen bewusst sind und diese klar vertreten, sind wir schwierigen Menschen weniger ausgeliefert.
- Haben Sie Mitgefühl. Mitgefühl mit dem andern kann helfen, vor allem wenn Sie sich bewusst machen, dass jeder Mal einen schlechten Tag oder schlechte Laune haben kann und sich möglicherweise ungerecht verhält. Ziehen Sie in Betracht, dass vielleicht weder beim anderen noch bei Ihnen irgendetwas nicht stimmt. Vielleicht sind Sie einfach nicht kompatibel.
- Achten Sie auf Ich-Sätze. Nicht nur für Sie, sondern vor allem für das Gegenüber fühlt es sich anders an, ob Sie sagen „Das stimmt nicht, was du sagst.“ oder „Ich habe das anders erlebt und wahrgenommen.“ Wenn wir in unseren Aussagen bei uns bleiben, befreien wir unser Gegenüber vom Impuls, in den Rechtfertigungs- und Vorwurfsmodus zu gehen.
- Bloss nicht fluchen! Fluchen wird die andere Person nur noch unerträglicher machen. Sie wird denken, dass Sie die Kontrolle verloren haben. Insbesondere bei Egoisten und Cholerikern ist das fatal. Vermeiden Sie es daher, sich in einen Streit verwickeln oder in die Enge treiben zu lassen. In der Hitze des Gefechts ruhig zu bleiben sollte oberste Priorität haben. Das gilt auch für extreme Reaktionen wie beispielsweise Weinen.
- Achten Sie auf die Ausdruckskraft Ihres Körpers. Vermeiden Sie provozierende Körpersprache wie zum Beispiel mit dem Finger zeigen, aggressive Gesten oder das Gegenüber mit dem Blick zu fixieren. Dazu gehört auch verächtliche Mimik. Besser ist es, ein Pokerface aufzusetzen. Bewegen Sie sich ruhig, und sprechen Sie langsam und in einem sanften Ton.
- Vermeiden Sie Verallgemeinerungen. Nicht generalisieren, keine Verallgemeinerungen wie „Immer bist du zu spät“ oder „Nie kann man dir etwas recht machen“. Das heizt den Konflikt an und kann schlimmstenfalls irgendwann später wieder gegen Sie verwendet werden. Umgekehrt bloss nicht auf die verbalen Attacken eingehen.
- Seien Sie das genaue Gegenteil der Person. Genauso wie schlechtes Verhalten uns negativ beeinflussen kann, kann ein tolerantes, geduldiges und freundliches Wesen einen guten Einfluss auf andere haben. Reagieren Sie nicht mehr auf das negative Verhalten eines schwierigen Menschen, aber belohnen Sie sein positives Verhalten. Ermutigen und unterstützen Sie die Person, sich anders als gemäss ihrem typischen Muster zu verhalten.
- Machen Sie was Schönes statt zu grübeln. Ver(sch)wenden Sie nicht allzu viel Zeit, in der Sie sich gedanklich mit dem schwierigen Zeitgenossen befassen. Statt zu grübeln, lenken Sie sich besser ab. Gehen Sie spazieren, hören Sie Musik, schauen Sie einen schönen Film – selbst das Bad zu putzen ist besser!
- Nutzen Sie Wenn-Dann-Pläne. Eine schnelle Selbsthilfemassnahme – vor allem bei plötzlichen Attacken – ist es, erst einmal innerlich eine Pause zu machen und durchzuatmen. Bevor Sie gelähmt oder kopflos reagieren, fassen Sie folgenden Wenn-dann-Plan: „Wenn mich jemand persönlich angreift, dann sage ich Stopp und atme tief durch.“ Stellen Sie sich das wie ein Stoppschild vor. In Studien zu Stressmanagement wurde belegt, dass allein die Vorstellung eines Stoppschildes hilft, innere Ruhe in die Situation zu bringen. Lassen Sie nicht zu, dass der Quälgeist Sie oder die Situation dominiert.
Ein Gedankenspiel zum Abschluss
Ich lade Sie ein, darüber nachzudenken, warum Sie möglicherweise dem einen oder anderen schwierigen Menschen «erlauben», in Ihrem Leben zu sein? Das mag im ersten Moment merkwürdig klingen, aber darüber nachzudenken, was einen mit der Person verbindet, bringt manchmal blinde Bereiche in uns zum Vorschein. Gönnen wir unserer Lebensqualität vielleicht nicht die Priorität, die ihr zusteht? Wenn Sie zum Beispiel Pflichterfüllung oder Geld eine höhere Priorität beimessen als Lebensqualität, dann tolerieren Sie vielleicht einen schwierigen Chef länger, als es für Sie gesund ist.