Zehn Tipps für entspannte Weihnachten

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Was tun, wenn der Baum umkippt, Streit ausbricht oder die Geschenke nicht gefallen? Man kann sich wappnen ‒ gute Vorbereitung ist alles. Zehn Tipps, damit es nicht unterm Tannenbaum kracht.

Weihnachten ist das Fest des Jahres. Spätestens ab dem ersten Advent läuft der Countdown, unbarmherzig und im schnellen Takt. Bevor man am Vierundzwanzigsten den schiefen Baum bejammern kann, haben einem die betrieblichen, schulischen und Vereinsweihnachtsfeiern, Weihnachtsbasare, Weihnachtsmarktbesuche, Weihnachtsgeschenkeinkäufe, Weihnachtskonzerte und Weihnachtsbackaktionen den letzten Nerv geraubt. Ganz zu schweigen von bockigen Teenagern und den Kleinsten, die sich ab dem Nikolaustag am Rande ihres persönlichen Weihnachtswahnsinns befinden. Die Erwartungen sind hoch. Die Fallhöhe ist umso grösser. Dabei könnte Weihnachten so harmonisch sein ‒ und das sollte es auch, denn es ist ein wirklich aussergewöhnliches Ereignis, das Menschen zusammenführt.

1. Bereits in der Adventszeit mit der Entschleunigung beginnen

Die Vorweihnachtszeit bedeutet für viele Dekorieren, Backen, Geschenke besorgen und Weihnachtsfeiern. Vielen, insbesondere Berufstätigen, bleibt keine Zeit, sich auszuruhen. Da wundert die Anspannung während der Feiertage nicht, wenn man schon vier Wochen zuvor auf Hochtouren gelaufen ist. Mit jedem Tag summiert sich der Stress, so dass am Ende die Nerven unter dem Weihnachtsbaum blossliegen. Ein realistischer Zeitplan, den man am besten schon Mitte November erstellt, hilft. Hochzeiten oder runde Geburtstagsfeiern werden ja auch bis ins Detail geplant ‒ warum also nicht auch Weihnachten? Wie will man feiern, und wer macht was? Wo könnten Fettnäpfchen lauern? Denken Sie bei Ihrer Planung auch an Wohlfühlzeiten für sich, und treten Sie bereits ein paar Tage vor dem Fest auf die Bremse.

2. «Last Christmas» nervt? Einfach mitsingen!

Spätestens ab dem ersten Advent vergeht kein Tag, an dem man nicht mindestens ein Mal „Last Christmas“ oder „Do They Know It’s Christmas“ hört. Die Dauerbeschallung mit Weihnachtsliedern geht vielen Menschen auf die Nerven. Gunter Kreutz, Musikwissenschaftler von der Universität Oldenburg, konnte nachweisen, dass der Nervfaktor entfällt, wenn man einfach mitsingt. Allein durch die vom Singen geprägte Körperhaltung versetzen wir uns in einen Zustand, der viel stärker mit positiven als mit negativen Gefühlen und Erinnerungen verbunden ist. Die offene Mimik und die gerade Haltung beim Mitsingen oder -summen versteht das Gehirn als positives Gefühl. Und: Singen entspannt ‒ Atmung, Puls und Blutdruck normalisieren sich.

3. Schenken als Gelegenheit nutzen, um „Ich mag dich“ zu sagen

Der Geschenkekauf ist für die meisten eine echte Belastung. Warum also nicht damit aufhören? Bedenkt man, dass Schenken eine Form der Kommunikation ist, wäre es schade, wenn wir auf diese Möglichkeit verzichten, einem anderen zu sagen, dass wir ihn mögen. Im Gegensatz zu Worten sind Geschenke oft von Dauer und Schenken macht auch Sie selbst glücklich!

Aber: Es wird davon abgeraten, die Geschenke gegeneinander aufzurechnen und aus den Präsenten eine Art Währung zu machen. Beim Schenken ist der Preis weniger wichtig als der emotionale Wert. Wichtiger als der Wert des Geschenkes ist daher, dass der Beschenkte sich wirklich darüber freut. Selbst bei Zwei- bis Dreijährigen kommt die Botschaft schon an. Das erreicht man eher dadurch, dass man sich Gedanken über die Persönlichkeit und die Interessen des anderen macht. Wer gedankenlos schenkt oder sich mit seinen Gaben selbst darstellen will, liegt leicht daneben.

4. Ein Wunschzettel ist kein Bestellschein

Spätestens wenn im Wohnzimmer kein Quadratzentimeter mehr frei von Geschenkpapier ist, stellen sich Erwachsene die Frage, ob es für Kinder gut ist, so viele Geschenke zu bekommen. Aber da war ja dieser Wunschzettel… Machen Sie deutlich, dass ein Wunschzettel kein Bestellschein mit Rechtsansprüchen ist. Für Kinder ist es gut zu lernen, dass nicht jeder Wunsch erfüllt wird. Sie sollten begreifen, dass Geschenke zwar einen materiellen Wert haben, dieser aber eher nebensächlich ist. Viel wichtiger ist, dass sie ihre Geschenke erhalten, ohne dass es um Leistung geht, sondern dass sie etwas um ihrer selbst willen bekommen. Wenn Kinder das verinnerlicht haben, sind die Anzahl oder der Preis der Geschenke nicht mehr wichtig.
Übrigens empfehlen Erziehungsexperten als Richtlinie für die Anzahl der Geschenke: maximal das, was Kinder später noch aufzählen können.

5. Auspacken macht glücklich

Egal, ob als Teil des Krisenmanagements oder zur Stärkung der Weihnachtsfreude: Verpacken Sie unbedingt Ihre Geschenke. Bereits 1992 fand der Marketingprofessor Daniel Howard von der Southern Methodist University in Dallas heraus, dass sich Beschenkte über verpackte Geschenke mehr freuen. Ein hübsch eingewickeltes Präsent löst im Gehirn eine Kaskade chemischer Botenstoffe aus, die für gute Gefühle sorgen, wie z.B. die Neurotransmitter Serotonin, Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin. Zudem werden körpereigene Opiate ausgeschüttet und Stresshormone abgebaut. Bereits der Anblick des Geschenkpapiers sorgt für gute Laune.

6. Zwei-Stufen-Krisenmanagement bei nicht so tollen Geschenken

Wer ein Geschenk bekommt, das nicht gefällt, sitzt in der Patsche: Freude vortäuschen und weitere Fehlgeschenke riskieren oder die Wahrheit sagen und die Gefühle des Schenkenden verletzen? Das zweistufige Krisenmanagement sieht Folgendes vor:

  • Zunächst bedanken und das Geschenk annehmen. Immerhin hat sich der andere Gedanken oder zumindest Mühe gemacht. Das sollte honoriert werden.
  • Bei der Frage, ob einem das Geschenk gefällt, sollte man um Bedenkzeit bitten und am nächsten Tag sagen, dass es den Geschmack nicht getroffen hat. Das sollte man auch dann wertschätzend und freundlich tun, wenn man nicht gefragt wurde. Der andere spürt, wenn Freude geheuchelt wird. Möglicherweise ist er oder sie über das Feedback sogar am Ende froh, da er nun besser weiss, was er künftig schenken soll.

Übrigens nehmen Männer falsche Geschenke mehr übel als Frauen! 2008 stellte Elizabeth Dunn von der Universität von British Columbia durch verschiedene Experimente fest, dass Frauen wesentlich mehr Gefahr laufen als Männer, durch ein Geschenk die Beziehung aufs Spiel zu setzen. Im Vergleich zu den Frauen reagierten Männer wesentlich sensibler: Erhielten sie ein unpassendes Geschenk, sahen sie für die gemeinsame Zukunft schwarz.

7. Realitätsnahe Erwartungen schaffen

Früher war alles besser? Der Gedanke, dass die Weihnachtsfeste früher schöner waren, stresst. Zwar ist es schön, in nostalgischen Erinnerungen zu schwelgen, nur blenden viele aus, dass frühere Weihnachten nicht immer schöner waren. Ein bisschen mehr Realitätssinn und geringere Erwartungen schaffen Freiraum. Freuen Sie sich einfach auf die gute Gelegenheit, Freunde oder Familienmitglieder wiederzusehen. Ausserdem: pochen Sie bei Jugendlichen nicht auf eine Anwesenheitspflicht. Gönnen Sie sich und den anderen lieber Freiräume und Pausen.

8. Meiden Sie emotionale Gesprächsthemen

Machen Sie aus Weihnachten das Fest des gegenseitigen Respekts, wenn es mit der Liebe auf Knopfdruck nicht funktionieren mag. Schuldzuweisungen und Generalangriffe auf die Persönlichkeit des Gegenübers sind echte Bumerangs. Emotionale Themen und schwelende Konflikte sollte man nicht am Weihnachtsfest anschneiden. Falls es unumgänglich ist, dann lieber potenzielle Streitthemen vorher besprechen – auch auf die Gefahr hin, dass man Weihnachten dann nicht zusammen feiert. Eine weitere Alternative für Weihnachten ist, eine Auszeit zu vereinbaren und die Sache später zu klären. Sollte es doch krachen, dann am besten einen Termin für die Aussprache festlegen.

9. Gegen Frust auf der Waage

Weniger die Festtage selbst als vor allem die Adventszeit lassen die Waage ächzen. Wer dem Weihnachtsspeck den Kampf ansagen will, sollte das Essen gedanklich Revue passieren lassen! Wichtig ist, sich dabei den Verzehrvorgang so realistisch wie möglich vorzustellen. Die US-amerikanische Wissenschaftlerin Carey Morewedge hat in mehreren Experimenten analysiert, wie sich wiederholtes Denken an ein Lebensmittel auf dessen Verzehr auswirkte. So sollte eine Gruppe im Geist 33 Schokolinsen essen. Danach wurde ihnen eine Schüssel mit eben jenen Schokolinsen angeboten. Ergebnis: Wer in Gedanken bereits 33 Schokolinsen gegessen hatte, ass erheblich weniger.

10. Raus in die Natur

Wer Stresshormone und Cortisol abbauen will, sollte einen ausgedehnten Spaziergang machen, am besten im Grünen. Das gilt für die Adventszeit genauso wie wenn es doch unterm Christbaum gekracht haben sollte.

Eine gute Nachricht zum Schluss

Stress ist nicht gleich Stress – es gibt guten und ungesunden. Scheinbar steckt im Weihnachtsstress eine grosse Portion guter Stress. Um die Festtage herum erleiden etwa 10 Prozent weniger Menschen einen Herzinfarkt als sonst!
Ich wünsche allen frohe Weihnachtstage!

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