Finanzen sind nicht nur eine Frage von Einkommen oder Kontostand. Sie sind eng mit unserem Selbstbild, unserer Lebensqualität und unserem Alltag verbunden. Finanzielle Gesundheit – oder Financial Well-Being – bedeutet, sich mit Geld sicher und handlungsfähig zu fühlen.
Was ist finanzielles Wohlbefinden?
Das Consumer Financial Protection Bureau (CFPB) definiert Financial Well-Being als:
«Ein Zustand, in dem eine Person ihre laufenden finanziellen Verpflichtungen erfüllen kann, sich in Bezug auf ihre finanzielle Zukunft sicher fühlt und Entscheidungen treffen kann, die ihr ein angenehmes Leben ermöglichen.»
In der Praxis wird der Begriff auch oft mit Financial Wellness oder Financial Health als Synonym verwendet. Das finanzielle Wohlbefinden umfasst gemäss CPFB vier Dimensionen:
- die Kontrolle über die Finanzen
- die Fähigkeit, finanzielle Schocks zu verkraften
- das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein
- die Freiheit, finanzielle Entscheidungen für ein erfülltes Leben zu treffen.
Es geht also nicht nur um Zahlen, sondern darum, sich mit den eigenen Finanzen wohlzufühlen. Ob Budget, Schulden, Vorsorge oder Investitionen: All das gehört zum persönlichen Finanzhaushalt.
Warum ist Financial Well-Being wichtig?
Studien zeigen: Finanzielles Wohlbefinden beeinflusst nicht nur unsere Geldsorgen, sondern auch unsere psychische und physische Gesundheit, unsere Beziehungen und unsere Arbeitszufriedenheit. Finanzielle Gesundheit ist kein Luxus, sondern Grundlage für ein stabiles und selbstbestimmtes Leben.
Was wir wirklich brauchen – Maslows Pyramide
Nach Maslows Bedürfnispyramide zählen Sicherheit und Stabilität zu den menschlichen Grundbedürfnissen. Ohne finanzielle Sicherheit geraten viele andere Lebensbereiche ins Wanken: Gesundheit, Beziehung oder Selbstverwirklichung. Wenn am Monatsende das Geld knapp wird, oder grosse finanzielle Unsicherheit besteht, fällt es schwer, klar zu denken oder sich auf andere Ziele zu konzentrieren. Ein Minimum an Geld – angepasst an unsere Lebenssituation – ist daher essenziell.
Was wir haben wollen – die Vergleichsfalle
Auch wenn die eigenen Finanzen objektiv stabil sind, fühlen sich einige Menschen nicht wohl. Häufig liegt das am Vergleich mit anderen. Die Kollegin hat mehr Rücklagen, die Freundin investiert schon und auf Social Media scheint sowieso alles perfekt. Diese Vergleiche sind oft ungesund und ignorieren individuelle Lebensumstände. Wahres finanzielles Wohlbefinden kommt nicht von aussen. Statt auf die eigene Lebensrealität zu schauen, messen wir uns an idealisierten Bildern und verlieren dabei aus dem Blick, was für uns wirklich zählt.
Fazit: Der erste Schritt zählt
Finanzielle Gesundheit ist kein Zustand, den man plötzlich erreicht, sie ist ein Prozess. Der Weg zu finanzieller Gesundheit beginnt nicht unbedingt mit mehr Lohn*, einem ETF oder einer perfekten Excel-Tabelle, sondern mit einem ehrlichen Blick auf die eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Möglichkeiten.
Fragen Sie sich im Hinblick auf ihre finanzielle Lage:
- Was brauche ich wirklich – und worauf kann ich verzichten?
- Was stresst mich – und was gibt mir Sicherheit?
- Welche Ziele möchte ich in Zukunft erreichen – und was müsste ich heute dafür tun?
Egal, wo Sie stehen: Jeder Schritt zählt. Ein Budget aufstellen. Eine Notreserve anlegen. Sich über Altersvorsorge informieren. Ein Gespräch führen. Denn finanzielle Gesundheit ist keine Frage von «mehr», sondern von «bewusster». Vergleichen Sie sich nicht mit anderen, sondern mit Ihren eigenen Zielen, Werten und Wünschen.
* Nice to know: Eine Lohnerhöhung steigert das Wohlbefinden, aber nur vorübergehend. Wir gewöhnen uns rasch an das neue Niveau und setzen unsere Vergleichsmassstäbe einfach höher. Die Vergleichsfalle schnappt wieder zu.